Die Rote Hilfe OG Freiburg unterstützt die folgende Freiburger Erklärung:


Wir lassen uns nicht spalten! Wir alle sind der „sogenannte Frauen*kampftag“!

„Demonstration zum Frauentag stößt in Freiburg mit Querdenkern zusammen“ (BZ), „Polizei ermittelt nach Auseinandersetzungen bei Demo in Freiburg“ (SWR). Das sind die Schlagzeilen der lokalen Medien, die diese für den 8. März übrighatten. Der 8 März ist seit 110 Jahren einer der wichtigsten historischen Daten, an denen Frauen* und queere Personen für Ihre Rechte einstehen und politische Errungenschaften feiern. Die genannten Medienberichte wurden von Polizeimeldungen abgeschrieben und durch eine Bildsprache untermalt, die ein martialisches Polizeiaufgebot zeigt.

Der Kern der Berichte lautet: „Linksautonome“ sprengen die jährlich stattfindende Demonstration und gefährden die Öffentlichkeit.

Die Berichterstattung zur 8. März Demonstration 2021 hat wenig mit gutem, differenziertem Journalismus zutun. Vielmehr zeigt sich, dass die Badische Zeitung dann von sozialen Protesten berichtet, wenn sie einen Skandal wittert, der in ein sehr einfach gestricktes Weltbild passt: „Extremisten“ auf der einen Seite, die Polizei als Ordnungshüter auf der anderen. Eigene Positionen, Recherchen oder Gespräche mit sozialen Aktivist*innen spielen für die Journalist*innen anscheinend keine Rolle. Dabei springen sie unhinterfragt auf das Konzept der Polizei an, dass lediglich auf simplen Extremismustheorien basiert. Das Bild, das vermittelt werden soll: Es gäbe eine gute, gemäßigte Frauenbewegung, die sich brav an die Spielregeln des Systems hält und Linksautonome, die als Objekt zur Abgrenzung stilisiert werden. Ziel des Spiels ist: Schwächung von Bewegungen und Spaltung von Interessen.

Wir als Freiburger Initiativen, wir als feministische, antipatriarchale, Frauen- und queere Bewegungen spielen dieses Spiel nicht mit. Wir lassen uns nicht in Gut und Böse spalten.

Der 8. März 2021 war ein Tag, der so vielfältig gestaltet war wie die Initiativen und Bewegungen, die sich beteiligt haben. Wir haben einen Platz für Sorge geschaffen, an dem pflegende Angehörige, Beschäftigte im Gesundheitswesen, Eltern und häuslich Sorgetätige endlich Gehör gefunden haben. Mehr als 250 Personen haben in Freiburg an diesem Tag gestreikt und ihre bezahlte und unbezahlte Arbeit niedergelegt und sich dem bundesweiten feministischen Streik angeschlossen. Wir haben trotz der Isolation in der Pandemie öffentliche Räume des Zusammenkommens und Austauschs geschaffen, in denen wir uns zuhören und gegenseitig stärken konnten. Und wir waren am Ende des Tages mit mehr als 3.000 Menschen, mit unterschiedlichsten Anliegen auf der Straße und haben kämpferisch und solidarisch gemeinsam demonstriert. Mit Abstand und Maske. So infektionssicher wie es nur möglich war. Und dass, obwohl die Polizei mit den Umleitungen der Demonstration das Infektionsschutzkonzept der Demonstration massiv gefährdet hat. Wir haben uns kollektiv die Straße genommen und uns nicht mit 3.000 Menschen auf den Gehweg leiten lassen. Wir solidarisieren uns auch mit der 18-jährigen Person, die auf brutale Weise festgenommen wurde. Wir lassen uns nicht spalten!

Unterzeichnende
Feministischer & Frauen*streik Freiburg, Recht auf Stadt Netzwerk Freiburg, Ermittlungsausschuss Freiburg (EA), Migrant_innenbeirat Freiburg, TransAll e.V., tritta* – Verein für feministische Mädchen_arbeit e.V., Anarchistische Gruppe Freiburg, Feministische Gruppe Realitätenwerkstatt, Feministische Linke Freiburg, MLPD Freiburg, fz* Feministisches Zentrum Freiburg e.V., Rote Hilfe OG Freiburg, Care Revolution Freiburg, AK Feministische Theorien, FAU Freiburg, Fantifa Freiburg, Partei Die LINKE, Dr. Clemens Back, Frauenverband Courage e.V Ortsgruppe Freiburg